Samstag, 14. August 2010

Ein Tag, ein (halbes) Lachsbrötchen

Einen Tag habe ich geschafft. Seit langer Zeit mal wieder ein ganzer Tag, durch den ich mich ncith quälen musste, nicht widerstehen musste, an dem ich mich nicht dabei ertappt habe, sehnsüchtig in die Keksregale zu schauen.

Wir haben gestern einen kleinen Ausflug in unsere lokale Shopping Mall gemacht, einen Kaffee getrunken, und ich habe es tatsächlich geschafft, mein Lachsbrötchen nicht nur wie ein normaler Mensch zu essen, sondern die Hälfte - oder wenigstens ein Drittel - sogar liegenzulassen, Normalerweise - nein, krankhafterweise! - esse ich immer auf, alles, ich lecke die Teller ab, egal ob der Lachs fettig-schmierig schmeckt oder nicht.

Auch heute morgen geht es mir soweit gut. Ein wenig Wehmut fühle ich, denn, nunja, ich habe meien beste Freundin verloren. Und ja, natürlich könnte ich... natürlich ist sie ja noch da.... ich könnte jederzeit.... aber wie wenn man sich von dem Mann getrennt hat, den man noch liebt, aber mit dem eine Beziehung einfach nur schmerzhaft und unmöglichist, genauso wie man diesen Mann besser nicht mehr anruft, sich nicht mehr trifft und schon gar nicht noch einmal, nur einmal noch ins Bett steigt, genauso muss ich mich nun fernhalten. "Einmal ist keinmal" gibt es hier nicht. "Einmal ist immer wieder"! Und das kenne ich schon, das hatte ich schon: been there, done that.

Daran darf ich mich nun immer wieder erinnern und auch als Haltegriff nutzen: been there, done that, 15 Jahre lang. Nichts habe ich ausgelassen in meiner Zeit mit Mia, was wir einmal getan haben, haben wir 300 Mal getan, und das 301. Mal, nach dem ich nun leise, vage, wehe Sehnsucht verspüre, wäre auch nur ganz genau desselben mehr gewesen. Ich hatte es doch schon so satt, im wahrsten und wörtlichen Sinne des Wortes.

Zum ersten Mal auch eine leise leise Ahnung einer Vorstellung, wie ein mialoses Leben aussehen könnte, welche Felder und Möglichkeiten sich öffnen könnten. Wie man noch, außer mit Zorn, Trotz und Eigensinn, reagieren könnte, auf Bemerkungen der Eltern, des Mannes: es ist doch mein Leben, für wen soll ich es wegwerfen? Soll ich mich weiter von Mia quälen und manipulieren, herumkommandieren lassen, nur weil jemand anders eine Bemerkung macht? Sollen sie doch denken, was sie wollen.

Schwer mag es werden, vielleicht, wenn meine Eltern versuchen, Mia zu Geburtstagen, zu Oster-, Weihnachts-, Familienfeiern einzuladen, denn ja, das tun sie auf indirekte Weise schon. Aber das ist dann und jetzt ist jetzt, heute ist heute, und der zweite Tag.

****
Während dieses Gesprächs, auch schon einmal vorher, hat mein Mann gesagt, wenn ich mich von Mia trenne, trennt er sich von seinen Kippen. Heute habe ich ihn darauf angesprochen, ob wir nun einen Deal haben.  Und wie das dann ist, falls ich einen Rückfall habe. - Nun, dann ist es ganz einfach: dann haben wir keinen Deal! Es stellt sich herauf, dass er also nur raucht, weil er sonst nervlich nicht mit Mia klarkommt, aber wenn er aufhört, hört er auf, also muss ich auch aufhören, total, keine Rückfälle. Aber das kann ich doch ncith versprechen! Das würde ich nie versprechen! Und was ist das denn für eine Argumentation! Ich meine, habe ich denn keine Schmerzen und Probleme und wasweißich, mit denen ich dann ganz allein, ohne Mia klarkommen muss? Das ist doch der springende Punkt der Sache, dass man lernt, ohne klarzukommen! Aber er sagt jetzt schon, dass er es ohne Kippe nicht kann?

Das macht mir echt Angst. Nicht, weil es sooo schlimm ist, wenn er weiter raucht. Nicht, weil es keinen "Deal" gibt. Nicht, weil er es schon letztes Jahr versprochen hat und es nicht mal einen Tag durchgehalten hat. Sondern weil er so gar keine Verantwortung übernimmt für sich. weil er zwei Maßstäbe anlegt. Weil er auch schon gesagt hat, der Zuwenigbisgarkeinsex wäre der Grund, dass er noch raucht - ohja, und der Grund, dass er Schokolade isst, also auch für seinen Waschbärbauch, und dann auch noch dafür, dass er soviel Conmputer spielt, und dass er nicht mit mir in der Küche isst. Achja genau: bevor ich endlich Familienmahlzeiten haben kann, müssen wir also auch erst noch umziehen.
Das macht mir echt echt Angst.

Das hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun. Hat keine Auswirkungen auf mein ureigenes Leben, oder einen eventuellen oder nie auftretenden Rückfall. Aber es läßt mich meine Freundin heftiger als vorher vermissen..... Ich fühle mich so allein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen