Sonntag, 29. August 2010

Durchhalten

Gestern war ich bei toom, und habe dort eine neue Eiscreme gesehen. Schokolade mit Schokostückchen, karamellisierten Walnüssen und was noch allem - für wirklich wenig Geld. Direkt daneben lag die Sahnetorte, und ich glaube, ich habe in diese Kühltruhe geguckt, wie andere Frauen in Kinderwägen oder vielleicht die Schaufenster von Nobelboutiquen gucken. Und mein Gedanke war: "Wie soll ich das schaffen? Wie soll ich das durchhalten? Das schaffe ich nie - dem für immer zu widerstehen, nie wieder schwelgen zu dürfen!"

Komisch ist, dass ich dabei eigentlich keinen Suchtdruck habe. Ich sehe die Eiscreme, die Buttercroissants, und fühle zwar Begehren, und Sehnsucht, und Wehmut - eben eine komische Art Liebeskummer - aber wenn ich dann genauer hinsehe, dann finde ich tief in mir ein "Naja, aber eigentlich will ich das eh nicht. Hab ich gar kein, gar nicht wirklich Verlangen nach." ich finde keine Resonanz in mir, die sagt, das will ich, das brauche ich. Das Verlangen, das da ist, ist irgendwie im Kopf, ist eher eine Vorstellung oder eine Idee. Das ist alles sehr merkwürdig.

In meinem alltäglichen Leben, so wie es sich seit mehr als zwei Wochen gestaltet, herrscht immernoch Freudlosigkeit.  Ich esse mein Müsli, mein Käsebrot (meist ja doch in Baby-quengelt-Hetze und abgesehen von ihr allein am Tisch) und denke, "Und, was jetzt? Was kommt jetzt? Jetzt muss XYZ Stunden warten, bis ich wieder essen darf." Und für die Zwischenzeit die aufgetürmten Berge Wäsche, die Spinnenweben, die staubigen Ecken, die Hundehaarwollmäuse all überall. 
Mein Mann nimmt das Baby nicth stunden-, eher zehnminutenweise. Wenn ich vom Laufen komme (und ich schaffe ja selten länger als eine halbe Stunde, wenn überhaupt), dann sehe ich die beiden, schon wenn ich in die Straße einbiege, vor dem Haus auf- und abgehen. Wenn ich im Bad bin, parken sie sich vor die Badezimmertür zum Spielen. Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag nichts zu tun als die 10 kg-Babyhantel von hier nach da zu schleppen und "Nein!!!" zu brüllen. ich bin so unglaublich müde - geistig, psychisch, emotional, gar nicht so sehr körperlich - und mir fehlt (abgesehen von der kurzen halben Stunde Laufen, wenn das) jeder Ausgleich. Mir fehlt Freude, und Vorfreude, Motivation, irgendetwas, was diese auftauchenden Tagträume von Zwetschgenstreuselkuchen mit viel Schlagsahne auffangen kann, ersetzen.

In dem Buch, das ich gerade bearbeite, empfiehlt die Autorin wärmstens die vegane Lebensweise; teilweise gehört das vegane Ernähren zu den nötigen Vorarbeiten oder Hausaufgaben ihrer Klienten. Könnte ich das? Könnte ich auf Milchprodukte verzichten? Ist das etwas, was ich mal testen sollte? Vielleicht für ein paar Tage? Abgesehen von der Tatsache, dass ich ja noch stille und mir nun nicht meine ganzen Knochen weich gesaugt haben will, wäre das eine gute Idee? Warum denke ich überhaupt darüber nach?

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